Die Kinder der Hansens 02 - Glück des Augenblick by Carsta Ellin

Die Kinder der Hansens 02 - Glück des Augenblick by Carsta Ellin

Autor:Carsta, Ellin [Carsta, Ellin]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Tinte & Feder
veröffentlicht: 2022-12-20T00:00:00+00:00


11. Kapitel

Hamburg, Mittwoch, 1. April 1925

Es ist anstrengend, zu verbergen, wie es mir wirklich geht. Doch ich bin stark genug, das alles zu schaffen. Hoffentlich.

Auguste Steffensen

Nachdem ihr Onkel Richard gegangen war, hatten sich ihre Mutter und ihr Opa ins Wohnzimmer zurückgezogen und miteinander gesprochen. Auguste war mit Amala nach oben gegangen, wo sie ebenfalls noch eine Weile geplaudert hatten. Dann hatte Auguste ihr eigenes Zimmer aufgesucht, mit der Begründung, dass sie noch einen Brief an eine Freundin schreiben wollte, was jedoch geschwindelt war, auch wenn sie eigentlich wusste, dass sie dies Amala gegenüber gar nicht nötig hatte. Doch Auguste wollte für eine Weile allein sein.

Auch wenn sie es sich nicht hatte anmerken lassen, war es ihr bei Tisch nicht leichtgefallen, zu schweigen, während ihre Tante Martha ihr Gift verspritzt hatte, in der Hoffnung, den Grund für Augustes Aufenthalt hier in Hamburg herauszufinden. Sie hatte deutlich spüren können, wie erpicht die Tante auf irgendeine Art von Skandal gewesen war, den sie hätte ausschlachten und als Grundlage für weitere Bösartigkeiten verwenden können. Auguste war ihrer Mutter dankbar, dass sie ihr sogleich zur Seite gesprungen war. Doch irgendwie war da auch das Gefühl in Auguste, dass es ihrer Mutter schlicht peinlich gewesen wäre, den wahren Grund zu nennen. Auch wenn Auguste es verstand, so schmerzte sie der Gedanke, dass ihre Mutter sich für sie schämte. Zwar war ihr Verhältnis seit der Ankunft hier in Hamburg, bei der sie sich versöhnt hatten und ihre Mutter erstmals Verständnis zeigte, wieder besser, ja sogar richtig gut geworden. Doch es tat ihr weh, ihre Mutter so unendlich enttäuscht zu haben. Gewiss war sie noch nie die angepasste Tochter gewesen, die ihre Mutter sich vermutlich gewünscht hätte. Ganz anders als ihre Schwester Frieda hatte sie nie viel mit all dem Mädchengetue anfangen können, das von ihr erwartet worden war. Während Frieda sich schon als Kind nur zu gern mit Garnen beschäftigt hatte und Häkelarbeiten liebte, konnte Auguste sich vor allem für technische Dinge begeistern, und ihr größter Schatz in Kindheitstagen war eine Broschüre zur Weltausstellung des Jahres 1900 in Paris gewesen, in der ein Dieselmotor in allen Einzelteilen abgebildet war. Noch mehr jedoch hatte Auguste sich schon immer für Gebäude interessiert. Sie musste, wie ihre Eltern ihr berichtet hatten, bereits als kleines Kind immer das Mauerwerk von Kirchen und anderen Bauten berühren und ließ ihre Hand stets eine Weile darauf ruhen, ganz so, als vermittelten ihr die Steine ein besonderes Gefühl. Später dann waren es Brücken, die sie faszinierten, bis sie irgendwann begann, sich selbst Bauwerke auszudenken, von denen sie meinte, dass diese so und nicht anders errichtet werden sollten. Wie von selbst war der Bleistift immer über das Papier geflogen, wenn Auguste, Stück für Stück und stets mit dem Fundament beginnend, Skizzen angefertigt hatte. Und das bis ins kleinste Detail. Außerdem hatte Auguste es geliebt, wenn sie manchmal ihren Vater in die Fabrik begleiten und sich dort alles ansehen durfte. Bei jeder Schraube hatte sie sich erklären lassen, wofür diese verwendet wurde, und sich später dann selbst



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